In der Armee

Jon Symon ganz links oben

1964 war ich in Bielefeld stationiert, wo ich mit ein paar anderen Soldaten eine Beatgruppe namens “The Demons” gründete. Bereits ein Jahr später beabsichtigte die Armee, die Gruppe aufzulösen, so dass wir uns alle unerlaubt entfernten und über Nacht nach England fuhren, um uns bei unseren Parlamentsmitgliedern zu beschweren. Bevor die Armee merkte, dass wir weg waren, hatten wir den Kanal überquert und waren in London. Wir schliefen sogar im “Union Jack Club” der Armee.

Am nächsten Tag waren wir im Unterhaus, um uns bei unserem Abgeordneten zu beschweren, und fuhren anschließend nach Wales, zu dem Bauernhof, auf dem die Eltern unseres Rhythmusgitarristen lebten. Dessen Vater stellte uns Lady Megan Lloydd George vor, die uns zu Tee und Keksen in ihr Herrenhaus einlud. Wir beschwerten uns alle heftig darüber, dass unsere Gruppe aufgelöst werden sollte, und sie versprach, ein Wort für uns einzulegen. Dann kehrten wir nach Deutschland zurück und meldeten uns bei unserer Einheit, wo der kommandierende Offizier regelrecht „die Wand hochging“.

Ein paar Monate entfernte ich mich wieder unerlaubt von der Truppe, diesmal allein, und versuchte, eine neue Gruppe in England zu finden, allerdings ohne viel Erfolg. Ich arbeitete zwei Wochen lang in einer Kohlengrube und setzte dann, als ich wieder pleite war, mein letztes Geld auf das Grand National Lotto, das ich gewann und somit genug Geld hatte, um wieder zu meiner Einheit zurückzukehren.

Nach dieser Eskapade wurde ich 1966 zu einer anderen Einheit in Celle versetzt. Dort wurde ich bald zum Leadgitarristen und Sänger der deutschen Rockband “The Anyones” aus Hannover. Ich beschloss, einen weiteren “Urlaub” von der Armee zu nehmen und verschwand einfach, um meiner neuen Profession als Rockmusiker weiterhin nachgehen zu können. Im Frühjahr 1970 wurde ich gefasst, nachdem ich vier (!) Jahre lang unentschuldigt gefehlt hatte. Ich war allerdings die ganze Zeit über eigentlich nur 40 Kilometer von meiner Einheit entfernt, und keiner hat es gemerkt. Man schickte mich zurück nach England, wo ich in Colchester im Military Corrective Training Centre (ein „korrigierendes“ Militärausbildungszentrum, man könnte es auch als “Militär-Knast bezeichnen) für 3 Monate untergebracht und danach entlassen wurde. Kein rühmliches Ende für einen Royal Artillerist.

Ich kehrte umgehend zu meiner Verlobten Evelyn nach Deutschland zurück, die ich während meiner “Fahnenflucht” kennen und lieben gelernt hatte. Ich verbrachte dann ein Jahr an der Werkkunstschule in Hannover, bevor ich mich endgültig der Musik verschrieb.