Rasputin

Wie ich schon im vorangegangenen Kapitel Kindheit sagte, begann meine musikalische “Karriere” bereits im Alter von 4 Jahren im St. George’s Hotel in Bradford, wo ich das Schlagzeugspiel ausprobierte.

1956, mit 15 Jahren, gründete ich meine erste Band, eine Skiffle-Gruppe namens “Satellites” und verdiente mein erstes Geld mit Musik, wenn auch nur mit bescheidenen 5 Shilling pro Abend, was einem viertel Pfund Sterling entsprach (in Euro umgerechnet waren das 1,50 €).

Direkt zu Anfang meiner Militärlaufbahn formierte ich 1964 zusammen mit einigen Kameraden eine Beat-Gruppe, “Johnny Preston & The Demons”. Johnny Preston war der Künstlername unseres Sängers, Claude Bourne (Claude wurde später Patenonkel meines Sohnes Merlin).

The Demons beim Wiedersehen in England, 2010 (Jon Symon, Carl Hardin & Taffy Gardener)

Nachdem wir mit der Armeeführung immer mehr Schwierigkeiten bekamen und die Band kurz davor stand, aufgelöst zu werden, haben wir uns – wie ich schon im Kapitel In der Armee beschrieb – unerlaubt von der Truppe entfernt, und nach England abgesetzt, um uns bei unseren Abgeordneten zu beschweren. Genutzt hat es leider nichts.

Als ich dann 1966 nach Celle versetzt wurde, suchte ich mir eine neue Band und fand in Hannover “The Anyones”, wo ich als Leadgitarrist und Sänger einstieg. Meiner Einheit kehrte ich wiederum unerlaubt den Rücken.

Jon Symon zweiter von links

Bei den “Anyones” blieb ich bis 1969. Ich wollte meine eigene Musik machen und gründete deshalb das “John Simon Set”.

Wir sorgten für einiges Aufsehen, da ich für unsere Auftritte Go-Go-Girls engagierte, denen ich eigenhändig Body-Paintings aufmalte. Dummerweise rief das die deutsche Sittenpolizei auf den Plan und machte dem ganzen einen Strich durch die Rechnung. Leider war mein eigenes Projekt zusätzlich nur von kurzer Dauer, da mich 1970 die Militärpolizei schnappte und nach England verfrachtete (s. In der Armee).

Rasputin (Jon Symon’s One-Man-Band)

Nach meiner Entlassung kehrte ich wieder nach Hannover zurück und begann ein Studium an der dortigen Werkkunstschule. Gleichzeitig rief ich mein Solo-Projekt “Rasputin” ins Leben. Mein erster Auftritt fand in der Mensa der Werkkunstschule statt, der letzte am 3. November 2012 in Hannover-Linden.

In diesen 42 Jahren habe ich zahllose Gastspiele in ganz Deutschland, aber auch in England, Frankreich und sogar Italien gegeben. Auch im Fernsehen konnte man mich “bewundern”, so z. B. im legendären “Musikladen” von Radio Bremen und NDR (am 5. Februar 1975, unter dem falsch geschriebenen Künstlernamen “John Simon’s One-Man-Band”) oder auch bei Ilya Richter in der Sendung “ZDF Disco” (am 31. Januar 1976, angekündigt unter “Jon ‘Rasputin’ Simon”). Diese Auftritte sind als Videos hier abrufbar.

1972 erschien meine erste Single, “Chicken Song”, eine Eigenkomposition, die ich mit einem Freund zusammen selbst aufnahm und produzierte. Im darauffolgenden Jahr 1973 kam ich mit dem Produzenten Pete Bellotte in Kontakt, der mit dem Komponisten und Arrangeur Giorgio Moroder zusammen arbeitete. Mit diesen beiden entstand meine zweite Single, “Sweet Eliza (Give Up Your Rubber Man)”. Auch die dritte Single von 1974, “Mighty Quinn”, wurde von Peter Bellotte produziert. Waren die bisherigen Titel meistens Coverversionen, so erschien 1975 meine erste Single, deren A- und B-Seite ich komplett alleine komponiert hatte, “Silver Star”. Das Produzenten-Team waren wieder Bellotte und Moroder. Unterstützt wurde ich dabei von keiner Geringeren als Donna Summer als Background-Sängerin.

Im selben Jahr kam ich mit dem damals schon erfolgreichen Sänger, Komponisten und Produzenten Gunter Gabriel zusammen, der mir die nächste Single schrieb, “Ich wär so gern ein Millionär”. Dieser Titel brachte mir einen TV-Auftritt in der legendären Sendung “ZDF Disco” ein.

Bis Ende der 1970er Jahre erschienen noch zwei weitere Singles, “Freedom on the Road” und “Reggaephone (La-La-La)”, beides Eigenkompositionen.

Als “One-Man-Band” begleitete ich mich ja stets selbst mit einer Eigenkonstruktion eines Schlagzeugs mit spezieller Mechanik. Gitarre und Bass spielte ich auf einer eigens umgebauten Fender Telecaster Gitarre. Mitte der 1970er Jahre kam dann noch eine “Orgel-Gitarre” hinzu. Es war eine Gitarre mit einer eingebauten Orgelplatine. Die Orgeltöne wurden über die Gitarrensaiten gespielt. Der Kontakt zwischen Saite und Bund löste ein Signal aus. Jede Saite und jeder Bund hatte eine Verbindung mit der Orgelplatine.